TCKP Tour of the HIMALAYAS 2011

Himalaya

Ein MTB-Rennen im Himalaja...so eine Chance hat man nicht alle Tage und diese wollte ich mir nicht entgehen lassen!
Ein wenig mulmig war mir doch, als ich alleine in den Flieger nach Islamabad stieg. Eine Reise von rund 30h stand mir bevor, in ein Land das ich nicht kannte, von welchem man in europäischen Regionen meist auch nur negative Schlagzeilen vernimmt. Am Flughafen angekommen wurde ich jedoch sogleich herzlich begrüßt in ein Auto verfrachtet und in einer "Go-Kart"-ähnlichen Fahrweise weitere 8 h in unser "Basislager" nach Kaghan Valley auf 2300 Meter gebracht. Dort oben warteten schon weitere Rennteilnehmer auf mich - Radler aus 11 Nationen. Ein wildes "Hallo" brach über mich herein und ich fühlte mich sogleich sehr wohl.

Am nächsten Tag hieß es erstmal Bike aufbauen und Start zur 1. Tour. Da ich mir im Vorfeld noch eine Sommergrippe eingefangen hatte und Antibiotika einnehmen musste, Himalaya wollte ich unbedingt mit Pulsuhr fahren. Grundlage war meine Devise um mich an die Höhe zu gewöhnen und mich auch nicht zu überanstrengen. Mit Entsetzen starrte ich auf meine Pulsuhr bei den ersten Metern. Mein Puls war mindestens 20 Schläge höher als normal. Zunächst versuchte ich langsamer zu fahren, aber der Weg wurde ruppiger, steiler und kleinere Gänge gab es leider keine mehr...Zu meiner Beruhigung ging es meinen Mitfahrern nicht anders. Also Pulsuhr ausschalten, weitertreten und Landschaft genießen! 600 hm schafften wir an diesem Tag und abends waren wir fix und fertig.

Am folgenden Tag waren wir eingeladen die KMT Memorial School zu besuchen. 900 Kinder erwarteten uns bereits und hatten ein lustiges Sportprogramm für uns geplant. Berührungsängste waren schnell vorbei Himalaya und so wurden wir und unsere Räder mit großen Augen betrachtet. Ein wunderschöner Tag, abgesehen von der folgenden Biketour zurück zu unserem Hotel. Es war mir immer noch unerklärlich wie ich auf dieser Höhe jemals ein Rennen fahren sollte...

Himalaya Zwei Tage später sollte ich es wissen, die 1. Etappe stand an: Start oberhalb von Naran auf 2900 m hinauf auf 4300 m den Babusar Pass. Ich hatte einen rießen Respekt vor dieser Etappe.
Mit meinen Teamkollegen begab ich mich an den Start. Es waren stets 5er Teams, die normalerweise aus drei Männern und zwei Frauen bestanden, wobei immer nur drei Fahrer in die Wertung kamen. Ich durfte als einzige Frau das Pakistanische Team Khyber Pakhtunkhwa unterstützen und wollte diese nicht enttäuschen. Also plante ich streng nach Pulsuhr zu fahren und Pierres Devise zu folgen: "Spaß haben und Genießen". Kurz nach dem Start hatte ich jedoch weder Spaß noch konnte ich genießen. Der Pulk schoss los und ich mit. Nach kurzem versuchte ich dann vernünftig zu fahren und meinen Rhythmus zu finden. Es gelang mir sogar relativ schnell, mein Puls normalisierte sich und ich versuchte die Landschaft in mir aufzusaugen trotz meiner hechelnden Atmung... Himalaya Traumhaft schöne schneebedeckte Berge in der Sonne begleiteten uns. Ich fuhr im 3er Damenpulk. Vor uns war eine weitere Dame in Sicht. Es fing an Spaß zu machen, doch irgendetwas an meinem rechten Schuh klackte stetig. Ca. 400 hm unter dem Gipfel löste sich plötzlich mein Schuh vom Pedal. Ich versuchte wieder einzuklicken ...es klappte nicht...ich hatte mein Cleat am Schuh verloren. Mist! Also hieß es irgendwie Halt zu finden, mit dem linken Fuß mehr zu treten und die letzten Höhenmeter zu bewältigen. Das herrliche Himalajagebirge schaffte es meinen kurzfristigen Ärger relativ schnell wieder verfliegen zu lassen. Oben angekommen folgte eine interessante Abfahrt bei der ich versuchte nicht von meinem Rad abgeschüttelt zu werden und gleichzeitig irgendwie Halt auf dem Minipedal zu finden. Diverse Bachdurchquerungen und Gegenanstiege machten mir das Leben noch schwerer. Meinen Platz konnte ich durch diesen Defekt leider nicht mehr verbessern, aber es sollten ja noch zwei weitere Renntage folgen.

Himalaya Der zweite Renntag starte mit einer Jeepsafari hoch zum Saif-ul-Maluk See. Ein lustiger Start ins Rennen. Ich glaube ich musste ebenso viele Muskeln anspannen um nicht aus dem Jeep zu fallen wie ich anschließend im Rennen zur Vorwärtsbewegung benötigte...Nach ca. 1h erreichten wir den traumhaft schönen See umrahmt vom hohen Himalajagebirge welchen wir heute 8 mal umrunden sollten. Ein Cross Country Kurs mit 6 km und knapp 100 hm auf 3300 m war heute geplant.
Himalaya Ich war gespannt, ich kannte weder die Strecke, noch bin ich jemals ein Cross Country Rennen gefahren und dazu kam noch die Höhe. Das Rennen startete und von Runde zu Runde fing es mir an mehr Spaß zu machen. Es war ein anspruchsvoller Kurs mit einem ständigen auf und ab. Die rechte Seite felsig, dann folgten Knietiefe Flussdurchquerungen, kräfteraubende und radzerstörende Sandfelder, ein steiler Anstieg und schließlich eine flowige Wiesenabfahrt gesäumt von einigen gefährlichen festsitzenden Steinen. Angefeuert von jeder Menge pakistanischer Zuschauer drehte ich Runde um Runde und erreichte schließlich als 2. Dame das Ziel. Die Freude war groß! Himalaya Jede Menge Interviews und Fotos folgten. Ich war überwältigt von dem ganzen Trubel. Abends folgte noch die Siegerehrung, mit jeder Menge Presse, weiteren Interviews und Fotos. Zu meiner großen Freude hatte ich nicht nur den 2. Platz in der Tageswertung eingefahren, sondern mich auch in der Gesamtwertung auf den 2. Platz vorgearbeitet.

Die dritte und auch letzte Etappe war lediglich als Bergsprint mit 1600 hm ausgeschrieben. Eigentlich recht simpel, wäre da nicht wieder am Ende die Höhe von über 3000 m. Hinzu kam, dass die letzten 700 hm ein einziger Kampf mit dem Untergrund waren. Sehr steil und dazu noch mit festen Steinen und Felsen gespickt, die einen vom Rad holen wollen. Dies alles sollte nicht genug sein…
Wir starteten bei ca. 35 Grad, auf der Hälfte der Strecke verschwand die Sonne hinter dicken Gewitterwolken, weitere 400 hm weiter oben fing es an zu regnen und gerade auf der Höhe angekommen setzte ein Hagelschauer ein! Jetzt hieß es aber noch 2 Runden a 1 km auf der Höhe zu drehen – Aua!!! Ein „grausames“ Rennen zumal ich die ganze Zeit die gesamt führende der Damen Mel aus England im Nacken spürte und ich auch nur 4 Minuten Abstand auf die Gesamtdritte hatte. Himalaya Trotz des Wetters bin ich irgendwann im Ziel angekommen. Dort wurden uns „halberfrorenen“ erstmal die dicken Jacken der Organisatoren und Fotografen und nen Tee überreicht. Ich war froh angekommen zu sein und wie sich später herausstellte auch rechtzeitig.
In der Tageswertung belegte ich den 3. und in der Gesamtwertung den 2. Platz, mit gerade mal 16 sek Vorsprung vor der Drittplatzierten Rickie Cotter aus England. Himalaya Den ersten Platz belegte weiterhin Mel Alexander aus England. In der Teamwertung erreichten wir immerhin noch den siebten Platz. Bei den Männern siegte der Slovakische Meister im Cross Country Martin Haring.

Das Ergebnis und das Rennen waren super verlaufen, aber noch viel besser war das komplette Erlebnis in Pakistan. Himalaya Eine wahnsinnsschöne unbeschreibliche Kulisse, beeindruckende Bergmassive, unglaublich freundliche Menschen, super leckeres Essen,… Es war einfach genial und ich freue mich riesig dass ich dabei sein durfte!