BIKE Transalp Challenge mit Martin im Mixed-Team

Podium Dolomiti

Einen Marathon hatte ich schon vor dem Start hinter mir: mit dem Zug samt Radl von Bad Goisern quer durch Österreich nach Mittenwald, da ich bei der Salzkammergut Trophy im Vorfeld noch einen Fahrtechnikkurs gegeben habe und auch mit den Trailgämsen einen Messestand hatte. Gut erholt traf ich somit am Freitag in Mittenwald ein und ließ mich von Martin am Bahnhof abholen. Jetzt wird noch schnell etwas gegessen und die Bikes mit den Startnummern tapeziert, dann geht es in die Haia…

1.Etappe (Mittenwald- Weerberg - 2336hm, 95,5km):
Das Wetter ist gut in Mittenwald, blauer Himmel und angenehme 18°C perfekt. Genau so gut ist die Stimmung im Startblock – viele bekannte Gesichter, die sich freuen mal wieder zusammen zu „racen“. Ich erwarte einen sehr schnellen Start, da es zuerst flach durch den Ried bis nach Scharnitz geht, danach folgen ca. 20km Aufstieg mit gemäßigter Steigung bis zum Hochalmsattel. Es ist meine Lieblingsstrecke im Karwendel, mit traumhafter Landschaft und super Kaiserschmarren auf dem Karwendelhaus. Dann fällt der Startschuss, es geht los. Die Meute quält sich sehr diszipliniert durch die Fußgängerzone von Mittenwald, Omas springen erschrocken zur Seite, Postkartenständer fallen, natürlich nur vor Begeisterung. Der gemauerte ca. 1m tiefe Graben vom Dorfbächle, welcher mitten durch die Fußgängerzone fließt wartet gefräßig auf den ersten unaufmerksamen Biker. Wir verlassen die Fußgängerzone – jetzt macht eine panischer Autofahrer mit Lichthupe auf sich aufmerksam, und hofft, dass keiner von den gut 1200 Bikern einen Abflug über seine Motorhaube macht. Uli macht es sich mittlerweile mit der Streckenabsicherung sehr einfach – „Ihr müsst Euch an die StVo halten und immer mit Gegenverkehr rechnen bzw. davon aus gehen.“. Endlich erreichen wir die Tennisplätze am Ried, das Tempo wird schneller und schneller und nochmal schneller. Die Meute rollt also zügig aber sehr diszipliniert nach Scharnitz. In Scharnitz geht es dann das erste Mal in den Berg, Schaltungen knallen, die ersten Reifenpannen... Wir quälen uns das erste steile Stück hinauf, bevor die Steigung wieder flacher und konstanter wird. Bei mir geht nichts mehr, ich habe mich mal wieder von der Masse mit reißen lassen und bin viel zu schnell gestartet, jetzt zieht Team um Team an uns vorbei.. Kurz hinter der Larchetalm habe ich meine Beine wieder frei gefahren und kann mit Martin endlich wieder Fahrt aufnehmen – wir schlängeln uns nun mit angemessener Geschwindigkeit die Serpentienen zum Hochalmsattel hinauf. Vom Hochalmsattel geht es dann einen feinen Schottertrail runter zum großen Ahornboden (dem wohl schönsten Flecken im Karwendel). Leider ist der Schotter extrem ausgewaschen und die Abfahrt somit rutschig wie auf Glatteis. Ab dem Ahornboden weitet sich der Pfad zu einem Forstweg auf und wir rauschen ins Tal Richtung Karwendelau. Nun geht es in den zweiten Berg, es ist ein etwas ruppiger Weg zum Plumsjoch, so stelle ich mir Mountainbiking vor. Unten angekommen beginnt eine Windschattenorgie, welche bis 5km vor dem Ziel andauern soll. Wir blasen mit teilweise guten 40 km/h über den Radweg am See entlang, ein mördersches Tempo, ich muss im Windschatten schon schauen, dass ich nicht abreißen lassen muss. Auch dieser Radweg ist natürlich nicht gesperrt und so bewegen sich die Wahnsinnigen mitten unter Familien mit kleinen Kindern, Rentnern mit E-Bikes und Fußgängern, aber wir halten uns einfach an die Straßenverkehrsordnung und fahren rechts, dann kann ja nichts passieren… Zum krönenden Abschluss geht es nochmal einen Anstieg von 350hm hinauf ins Ziel – „Ziel mit Bergankunft“ grrr. wir alle müssen nochmal richtig beißen. Da sitzen auch schon Roman und Klaus vom anderen Sebamed Team im Schatten mit einem alkoholfreien Weissbier – wir besorgen uns auch schnell zwei. Jetzt ist Regeneration angesagt, das war ja erst der erste Streich…

2.Etappe (Weerberg – Mayrhofen – 2911hm, 68,7 km)
Zweiter Tag, neues Glück! Das Wetter ist wieder perfekt und das Höhenprofil liegt uns. Es sieht sehr aufgeräumt aus, drei klar definierte Anstiege, drei Abfahren und dann ab ins Ziel. Wir wollen heute etwas gemäßigter los fahren, was sich dann auch sehr einfach gestaltet, da meine Beine etwas sehr überrascht auf den Startschuss reagieren und erst mal nur sehr eingeschrränkt ihren Dienst verrichten. Der erste Buckl ist recht unspektakulär und dann doch recht zügig geschafft. Es folgt eine kurze Schotterabfahrt. Nun geht es in den zweiten Anstieg zum Geiseljoch. Der Weg ist feucht und weich – es rollt überhaupt garnicht – hin und wieder hallen freudige Ausrufe über die Wegbeschaffenheit durch den Bergwald. Bald ist die Baumgrenze überwunden, der Weg wird felsiger und rauer, trotzdem rollt es besser, welch große Freude. Jetzt verspüre ich wieder den Rausch des Mountainbikens, wir bewegen uns in der freien Natur und kämpfen uns bei extrem starkem Gegenwind den Trail zum Gaiseljoch hinauf – klasse! Oben am Geiseljoch werden alle Fahrer mit wildem Applaus empfangen, der Wind ist hier so stark, dass ich Angst um meine Startnummer habe, diese flattert wie wild im Wind. Wir fahren ohne zu stoppen gleich weiter, es folgt ein flowiger Trail, welcher mir ein paar Freudenschreie entlockt. Sehr bald und natürlich viel zu früh weitet sich der Trail zu einem Schotterweg auf, wir verlieren schnell an Höhe. Alsbald geht es in den dritten und somit letzten Anstieg des Tages. Der Weg zur Wanglalm ist auch wieder ein richtiger MTB Weg steil, ruppig und superschön – leider kostet sowas immer extrem viel Kraft, an der es mir eh momentan schon mangelt. Nach dem ich gefühlt schon dreimal gestorben bin sind wir endlich oben wir beginnen die Abfahrt und fahren ebenso wie bei den letzten Abfahrten vorsichtig bzw. gemäßigt ab, wir wollen keinen Defekt riskieren. Unser verhaltenes Tempo kommt uns hinter einer kleinen Kuppe zu Gute, hier steht ein Gatter nur einen Spalt offen, wir haben somit noch genug Zeit und Bremsweg zur Verfügung um durch diesen Spalt zu manövrieren. Das Gatter wird einige Zeit später einem anderen Mixed Team zum Verhängnis. Nun geht es nur noch runter, zuerst auf Schotter, dann auf einer doch ganz gut befahrenen Passstraße, diese ist wie angekündigt auch nicht gesperrt und so schlängeln wir uns mit z.T. bis zu 70km/h an Autos und Motorrädern vorbei. Man muss hier extrem diszipliniert fahren und sich zwingen der Vernunft und dem Verstand zu gehorchen anstatt dem Jagdttrieb, welcher mit der Startnummer an den Lenker geheftet wird – eine sehr fragwürdige Abfahrt. Nun sind wir im Tal und quälen uns bei heftigem Gegenwind ins Ziel. Geschafft!!! Im Ziel wartet eine große Überraschung – Dani und Lars aus Boppard stehen an der Ziellinie und erwarten uns freudig! Wir freuen uns sehr, wobei das erst nach einigen Minuten zum Ausdruck kommt, nachdem der Körper von den Strapazen der Strecke etwas Luft holen konnte. …am Abend treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen und schließen den Tag mit einem alkoholfreien Weissbier ab. Das Wetter wird schlecht, mit gemischten Gefühlen gehen wir ins Bett – mal schauen, was der kommende Tag so bringt.

3. Etappe (Mayrhofen - Brixen – 2154hm, 94km)
Podium Dolomiti Eigentlich haben wir uns auf diese Etappe sehr gefreut – vor zwei Jahren haben wir genau auf dieser Strecke den dritten Platz in der Gesamtwertung raus gefahren bzw. im Berglauf raus gelaufen. Es geht anfangs gute 1600hm am Stück bergauf zum Pfitscherjoch und dann abgesehen von den kleinen Gegenanstiegen nur noch bergab bis nach Brixen. Allerdings macht nicht nur uns das Wetter etwas Sorgen das Pfitscherjoch liegt auf 2232m und dort regnet es momentan nicht, sondern es schneit. Dann geht es los, es geht eigentlich direkt in den Anstieg. Wir quälen uns die ersten 400hm hinauf, bis der Untergrund wechselt und wir in einen rauhen Forstweg einfahren, der sich bald zu einem feinen verwachsenen Trail verjüngen wird, bis zur Tragepassage. Mittlerweile ist es um uns herum weiß und es wir immer kälter – ich liebe es! Kurz vor dem Pfitscherjoch wird der Weg wieder fahrbar, die Meute quält sich nun einen Geröllweg hinauf. Martin kommt jedoch nicht in sein Pedal – aber diesmal ist es kein Stein der den Einstieg blockiert, es ist ein riesiger steinharter Eisblock an seinem Cleat. Jetzt geht es an die letzten Höhenmeter. Die Abfahrt ist bei weitem nicht so kalt wie erwartet, allerdings erwischt uns nochmal ein heftiger Platzregen. Nun beginnt eine wilde Windschattenorgie, die erst wieder in Brixen enden soll. In Brixen werden wir mit Sonnenstrahlen empfangen – die Stimmung steigt! Wir schlafen heute in der Jugendherberge in Brixen – sehr nobel, kann ich nur empfehlen, die eine oder andere Pension könnte sich hier eine Scheibe abschneiden.

4.Etappe (Brixen – St.Vigil – 3504hm, 72,1 km)
Königsetappe – genau unser Ding! Die Nacht in der Herberge war fein, das Frühstück gut und wir haben blauen Himmel und sehr angenehme Temperaturen – heute fahren wir mal richtig Mountainbike! Die Stimmung ist gut und die Motivation hoch, wir starten in den ersten Berg mit guten 1600hm am Stück. Es geht uns gut – heute haben wir Spaß. Vor dem letzten Anstieg erwartet uns Peter an der Strecke, die Freude ist groß er ist wegen uns gekommen und hat als Present eine Trinkflasche dabei – Klasse! Am letzten Berg leidet jedoch die gute Laune, der eingezeichnete Schotterweg entpuppt sich als sehr steiler Geröllweg, der nochmal die allerletzten Körner kostet. Zur großen Entäuschung hat sich die Mühe noch nicht mal gelohnt – es geht auf Schotter und bald sogar auf Teer bis ins Ziel. Aber Hauptsache geschafft. Am Abend gibt es ein spitzen Abendessen – halber Hahn, Salat, Kuchen, ja sogar Wein wäre zu haben…

5. Etappe (ab nach Hause ca. 4000hm und 472km)
In der Nacht streikt Martins Körper und macht ihm mit heftigen Halsschmerzen klar, dass er nicht mehr möchte. Das war es mit der Transalp aus und vorbei. Am Morgen geben wir unsere Transponder zurück und verabschieden uns von den anderen Teams. Die Schneebedeckten Berge und der erneute Regen machen uns den Abschied etwas leichter.